Filmemacher Osman Okkan

Ehemals "Staatsfeind Nummer 1" in der Türkei

Der Journalist und Dokumentarfilmer Osman Okkan
Der Journalist und Dokumentarfilmer Osman Okkan © picture alliance / dpa / Wolfgang Kumm
Moderation: Susanne Führer · 05.08.2016
Der Filmemacher Osman Okkan musste nach Deutschland fliehen, denn die Türkei hatte ihn zum "Staatsfeind Nummer 1" erkoren. Inzwischen lebt er für den Dialog zwischen Deutschen und Türken, aber auch für die Aussöhnung der Türken mit den Kurden, Armeniern und Griechen.
Osman Okkans Lebensthema ist die Völkerverständigung: Der gebürtige Türke lebt seit den 60er-Jahren in Deutschland und engagiert sich nicht nur für den Dialog zwischen Türken und Deutschen. Er bemüht sich auch um die Aussöhnung mit Kurden, Armeniern und Griechen. Osman Okkan gehört zu den Gründern des Kulturforums Türkei Deutschland, der griechisch-türkischen Freundschaftsiniative sowie des Hrant Dink Forums Köln. Osman Okkan ist zu Gast bei Susanne Führer.
Derzeit beunruhigen den Filmemacher die Ereignisse in der Türkei; dort sind auch seine Freunde - darunter viele Künstler und Kollegen - von der Verfolgungswelle der Regierung Erdogan betroffen: "Sie sind teilweise im Gefängnis, nicht nur entlassen oder versetzt, sie sind auch unter dem Verdacht, diese Organisation zu unterstützen. Obwohl sie nur gelegentlich die eine oder andere Kolumne in irgendeiner Zeitung geschrieben haben, werden sie unter diesem Verdacht und mit dieser Anschuldigung festgenommen. Und das ist natürlich eine sehr traurige Tatsache, dass man unter dem Vorwand, die Putschisten zu bekämpfen, praktisch alle Kritiker mundtot zu machen versucht. Aber das ist genau das, was wahrscheinlich Erdogan ein ´Geschenk des Gottes´, von Allah, bezeichnet hatte."
Obwohl er selbst sowohl die türkische, als auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, rechnet auch er mit Repressionen bei der nächsten Türkei-Reise: "Angst habe ich sicherlich nicht, es kann aber Probleme geben, davon muss ich ausgehen. Ich bin kein unbeschriebenes Blatt in den Augen türkische Behörden und ich möchte auch von meinem demokratischen Recht Gebrauch machen, zumindest in einem demokratischen Land wie in Deutschland, meine Meinung zum Ausdruck zu bringen - und auch meine Kritik, wo ich es angebracht finde. Und deshalb kann ich davon ausgehen, dass ich auf irgendwelchen Listen auch stehe."
Osman Okkan kam 1965 als junger Mann aus der Türkei in die Bundesrepublik. Anders als die meisten seiner Landsleute wurde er nicht Gastarbeiter, er studierte. Nach dem Studium der Volkswirtschaft und Soziologie arbeitete Osman Okkan als Journalist, Filmemacher und Moderator. Seine Filmreihe "Menschenlandschaften" über sechs türkische Schriftsteller wird in Deutschland, der Türkei und den USA als Lehrmaterial eingesetzt; sein Dokumentarfilme "Mordakte Hrant Dink - über die Armenier in der Türkei " und "Vertrieben für Frieden - Als Griechen und Türken getrennt wurden", wurden preisgekrönt.
Der armenisch-stämmige Journalist und Aktivist Hrant Dink, der 2007 ermordet wurde, ist für Okkan ein großes Vorbild: "Eine Art Martin Luther King in der Türkei, der sich wirklich für diese Offenheit, für die Verständigung eingesetzt hat; Zeit seines Lebens, mit unglaublichem Verständigungswillen. Und der auch die Gefahren auf sich genommen hat - und sogar seine Gegner beeinflussen konnte - durch seine Offenheit und Ehrlichkeit."
2014 zeichnete Bundespräsident Joachim Gauck Osman Okkan für sein Engagement mit dem Verdienstkreuz am Bande aus.
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